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Neue Wege im Ehrenamt

Drei Vereine zeigen, wie moderne Vorstandsarbeit funktionieren kann.
Foto: Schwalbe Trier/Bernd Krämer

Vereinsarbeit im Wandel: Viele Vereine stehen vor der Herausforderung, Vorstände zu verjüngen, Strukturen zu modernisieren und das Ehrenamt attraktiver zu gestalten. Wir stellen hier drei Vereine vor, die diesen Wandel erfolgreich angegangen sind. In Gesprächen mit den Verantwortlichen zeigen wir, wie unterschiedliche Wege zu mehr Engagement, Teamgeist und Zukunftsfähigkeit führen können.

RV Schwalbe Trier – Mit Teamgeist und flachen Strukturen zum Erfolg

Als sich 2020 beim Radsportverein Schwalbe Trier ein Generationenwechsel anbahnte, war den Beteiligten schnell klar: Hier muss mehr passieren, als nur den langjährigen Vorsitzenden zu ersetzen – es braucht ein neues System. Statt der klassischen Struktur mit einem 1. Vorsitzenden entschieden sich die Engagierten um Jannik Schabio, heute geschäftsführender Vorstand für Sport & Entwicklung, für ein gleichberechtigtes Viererteam mit klar verteilten Ressorts. Alle sind auch im BGB-Vorstand eingetragen – Verantwortung wird geteilt, nicht delegiert.

Die Idee dazu entstand, als Schabio an einer Weiterbildung für Vereinsmanager teilnahm. „Junge Leute engagieren sich lieber, wenn die Strukturen weniger hierarchisch sind“, berichtet er aus eigener Erfahrung.

Das Konzept ging auf: 2015 zählte Schwalbe Trier rund 150 Mitglieder, heute sind es mehr als doppelt so viele. Der neue Vorstand setzte stärker auf Breitensport – gemeinsame Ausfahrten, die auch Nichtmitgliedern offenstehen, sorgten für viele Neueintritte. Auch in der Stadt Trier hat der Verein seine Sichtbarkeit erhöht – beginnend mit der Deutschlandtour 2018, bei der Trier Etappenort war. Seitdem organisiert Schwalbe Trier regelmäßig Radrennen in der Innenstadt und kommt so direkt zu den Menschen.

Digitalisierung spielt ebenfalls eine große Rolle. Interne Abläufe, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit wurden modernisiert. Die Zukunftsziele sind ehrgeizig: ein Pumptrack in Kooperation mit der Stadt Trier, weitere Radrennen – und der Einstieg in die Rad-Bundesliga im kommenden Jahr.

VfB Baybachhöhe – Drei Vereine, eine gemeinsame Zukunft

Wenn drei Traditionsvereine ihre Kräfte bündeln, entsteht mehr als ein neuer Name – es entsteht ein starkes Zeichen für Zusammenhalt. Der VfB Gondershausen, der SV Frisch-Auf Beulich und der SV Morshausen-Beulich wollen sich 2026 offiziell zum VfB Baybachhöhe zusammenschließen. Der neue Verein ist bereits gegründet, die Kooperation läuft auf Hochtouren.

„Wir wollen die Weichen stellen, solange es uns noch gut geht“, sagt Simon Lang, Vorsitzender des VfB Gondershausen. Statt auf eine spätere Notfusion zu warten, haben sich die Verantwortlichen entschieden, frühzeitig gemeinsam zu handeln und Ressourcen zu bündeln. Die bisherigen Erfahrungen sind positiv: Schon jetzt können Mitglieder die Angebote der jeweils anderen Vereine nutzen – die Gemeinschaft wächst zusammen, bevor die offizielle Verschmelzung vollzogen ist.

Alle Mitglieder wurden von Beginn an in den Prozess eingebunden. Diese offene Kommunikation hat für hohe Akzeptanz gesorgt. „Wichtig ist, die Menschen mitzunehmen – Kommunikation ist das A und O“, betont Lang. Das Ergebnis: eine starke Identifikation mit dem neuen Verein.

Auch strukturell geht der VfB Baybachhöhe neue Wege. Der geschäftsführende Vorstand besteht künftig aus sechs gleichberechtigten Personen, alle mit BGB-Eintrag. Unterstützt wird der gesamte Prozess vom Sportbund Rheinland, der das Projekt von Beginn an begleitet.

Ziel ist ein moderner Mehrspartenverein mit rund 700 Mitgliedern und einem breiten Angebot für alle Altersgruppen. Neben der Digitalisierung der Vereinsarbeit soll vor allem die Vielfalt im Breitensport erhalten und ausgebaut werden. „Wir geben nicht unsere alten Vereine auf“, sagt Lang, „wir erhalten sie im neuen Gewand.“

Sportfreunde Neustadt – Professionelle Unterstützung für ein starkes Ehrenamt

Mit rund 1000 Mitgliedern zählen die Sportfreunde Neustadt zu den größeren Mehrspartenvereinen der Region. Doch auch hier stand der Vorstand in den Coronajahren vor einer entscheidenden Frage: Wie lässt sich ehrenamtliche Vereinsarbeit so gestalten, dass sie für neue, jüngere Engagierte attraktiv bleibt? Die Antwort: durch ein frisches Vorstandsteam und gezielte Entlastung.

So entstand eine vielfältige Führungsrunde, die nicht nur die Interessen aller Sparten einbindet, sondern auch neue Ideen hervorbringt. Eine davon war das Basketballcamp, das sich inzwischen zu einem festen Erfolgsprojekt entwickelt hat – sportlich wie finanziell.

Mit diesen Einnahmen konnte der Verein eine Minijob-Stelle schaffen. Die Mitarbeiterin übernimmt organisatorische Aufgaben: Mitgliederverwaltung, Förderanträge, E-Mail-Kommunikation und Veranstaltungsunterstützung. „Das entlastet uns enorm“, sagt Vorsitzender Jan Schmidt. „Dadurch ist Vorstandsarbeit weniger zeitaufwendig, und die Hürde für einen Neueinstieg ist deutlich niedriger.“

Gleichzeitig wurde die Digitalisierung im Verein vorangetrieben und die Satzung auf den aktuellen Stand gebracht. Ziel ist ein System, das auch dann funktioniert, wenn sich Verantwortliche ändern. „Ein Verein sollte nie von ein oder zwei Personen abhängig sein – das Grundkonzept muss selbstlaufend sein“, betont Schmidt, der diesen Weg auch anderen Vereinen empfiehlt.

Die Sportfreunde Neustadt zeigen, wie sich Ehrenamt und Professionalität sinnvoll verbinden lassen – ein Modell, das Schule machen könnte.

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