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Neue Wege gesucht: SBR-Fachverbände diskutieren über Mitgliederentwicklung

Martin Weinitschke bei seinem Vortrag zur Mitgliederentwicklung im Sportbund Rheinland. Foto: W. Höfer
Der Sportbund Rheinland wird sich im Jahr 2020 verstärkt dem Thema Mitgliederentwicklung widmen. Die alles dominierende Frage wird sein: Wie gelingt es, den schleichenden Mitgliederrückgang der letzten zehn Jahre aufzuhalten oder gar ins Gegenteil zu verkehren? Dass dies nur gemeinsam gelingen kann, machte die Präsidentin des Sportbundes Rheinland, Monika Sauer, bei einer Sitzung der Fachverbände im Haus des Sports deutlich. Vertreter der Fachverbände waren aufgerufen, Best-Practice-Projekte vorzustellen, mit denen sie vor allem Kinder und Jugendliche für ihre jeweilige Sportart gewinnen wollen. Zuvor jedoch präsentierte SBR-Geschäftsführer Martin Weinitschke exemplarisch die Mitgliederentwicklung in den Sportarten Fußball, Tischtennis, Handball und Turnen und kam zu dem Schluss: „Die Geschichte der Mitgliederentwicklung ist mehr oder weniger die Geschichte des abnehmenden Organisationsgrades im Altersverlauf.“ So sei der Organisationsgrad bei den 10-Jährigen am höchsten und sinke in den nachfolgenden Altersklassen. Daher müsse die Frage Mitgliederbindung stärker in  Fokus der Diskussion gestellt werden. Viele Fachverbände lassen nichts unversucht, besonders Kinder- und Jugendliche für ihren Sport zu begeistern. Der Präsident des Handballverbandes Rheinland (HVR), Peter Josef Schmitz, berichtete vom Grundschulaktionstag, den der HVR seit 2017 durchführt. „2018 haben wir 100 Schulen mit 4000 Teilnehmern erreicht“, sagte Schmitz. Tatsächlich wurde in diesem Zeitraum in der Altersklasse der 7- bis 14-Jährigen ein Zuwachs von 350 Mitgliedern erreicht. Für den Tischtennisverband Rheinland (TTVR) stellte Geschäftsführer Franz Homscheid das Projekt „Talentiade“ vor, eine Talentsichtung, die dauerhaft in Rheinland-Pfalz etabliert werden soll. Das Engagement des TTVR an Schulen sieht Homscheid kritisch und mit wenig Erfolg gekrönt. „Es gibt kaum Trainer, die zu den angebotenen Zeiten zur Verfügung stehen“, sagte Homscheid. Außerdem müssten auch die Vereine in der Umgebung der Schulen bereit sein, die Aktion zu unterstützen. Diese Bereitschaft vermisst auch der Präsident des Fußballverbandes Rheinland, Walter Desch, der dennoch nicht auf das Potential der Schulen bei der Mitgliedergewinnung verzichten will. Deshalb hat der FVR das Projekt „Schule und Verein“ ins Leben gerufen. Im Schuljahr 2018/19 waren daran, nach Angaben von Desch, 110 Schulen beteiligt. „Von 160 Honorarkräften werden in 180 Arbeitsgemeinschaften pro Woche 300 Schulstunden geleistet. Das Land spart dadurch zwölf Lehrer“, so die Rechnung von Desch. Das Projekt könne man allerdings nicht mit den Vereinen stemmen. Für die Organisation und Sicherstellung der Maßnahme habe der FVR eigens einen Mitarbeiter abgestellt. Desch überraschte mit folgendem Angebot: „Wir sind bereit, die Organisationsstruktur des Projektes auch anderen Fachverbänden zur Verfügung zu stellen.“ So könnte zum Beispiel beim Ausfall eines Übungsleiters auch eine Vertretung gewährleistet werden. Schließlich ginge es vorrangig darum, Kinder und Jugendliche für Sport und Bewegung zu begeistern. In der anschließenden Diskussion wurde unter anderem deutlich, dass der Mitgliederrückgang im organisierten Sport im Rheinland vor allem aufgrund subjektiver Wahrnehmung erklärt wird und es an belastbaren Studien fehlt. In diesem Zusammenhang wies Monika Sauer auf die Online-Befragung der Hochschule Koblenz zur Mitgliederentwicklung im Sportbund Rheinland hin, die am 10. November endet. Die Fachverbandsvertreter sollten darauf hinwirken, dass noch möglichst viele ihrer Vereine an der Studie teilnehmen. Die Ergebnisse wird der Sportbund Rheinland in einem Forum am 19. März 2020 vorstellen.
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