Vereine leben vom Erfolg im Kindersport

Der Jugendsport im Rheinland steht vor großen Herausforderungen. Eine Umfrage der Sportjugend Rheinland unter den Mitgliedsvereinen des Sportbundes Rheinland, an der sich 302 Vereine beteiligten, zeigt zentrale Problemfelder und mögliche Lösungsansätze auf.
Die Zahlen der Umfrage verdeutlichen ein zentrales Problem: Der Jugendsport lebt vom Erfolg im Kindersport. In 127 der befragten Vereine übersteigt die Zahl der Kinder (bis 10 Jahre) die der Jugendlichen (11-18 Jahre). Nur in 51 Vereinen ist das Verhältnis umgekehrt. Während viele Kinder früh den Weg in die Vereine finden, gelingt es nur schwer, Jugendliche langfristig zu binden oder neu zu gewinnen. So geben 162 Vereine an, dass Eintritte fast ausschließlich bis zum neunten Lebensjahr erfolgen. Einen von zahlreichen möglichen Gründen hat Mehran Faraji, Vorsitzender der Sportjugend Rheinland, bereits ausgemacht: „Über 70 % der Vereine bieten für Kinder und Jugendliche ein identisches Sportprogramm an, was häufig nicht den spezifischen Interessen und Bedürfnissen der Älteren entspricht. Viele hören auf, weil sie sich nicht mehr abgeholt fühlen.“
Mehr lizenzierte Trainer*innen in den Jugendsport bringen
Ein weiteres zentrales Ergebnis der Umfrage ist der Mangel an qualifizierten Übungsleiter*innen. Nur 53,1 % der Vereine arbeiten überwiegend mit lizenzierten Trainer*innen. Besonders betroffen sind Fußball- und karnevalistische Tanzsportvereine, bei denen rund 60 % der Vereine nur vereinzelt ausgebildete Kräfte einsetzen. Im Gegensatz dazu arbeiten etwa 75 % der Luftsport-, Rudersport- und Rehasportvereine mehrheitlich mit qualifiziertem Personal. Mehran Faraji erläutert: „Gut ausgebildete Trainer*innen sorgen nicht nur für ein qualitativ gutes Training, auch das Ausmaß der Mitbestimmungsmöglichkeiten von Jugendlichen im Training wird durch die Qualifizierung der Übungsleiter*innen positiv beeinflusst.“ In Vereinen mit lizenzierten Trainer*innen können Jugendliche mit einer Wahrscheinlichkeit von 73,8 % das Training mitgestalten – im Vergleich zu nur 55,6 % in Vereinen ohne qualifizierte Übungsleiter*innen.
Aber nicht nur lizenzierte Trainer*innen sind Mangelware: 71 Prozent der Vereine geben an, dass sie insgesamt mehr Trainer*innen benötigen, um die Angebote im Jugendsport ausbauen zu können.
Auch mangelt es in vielen Vereinen an formalen Strukturen für die Mitbestimmung von Jugendlichen. So verfügen 107 Vereine (40 %) über keine formale Interessensvertretung der Jugend – und in weiteren Vereinen wird diese häufig von Volljährigen besetzt. Dabei hat die Verankerung von Jugendvorständen oder Jugendsprecher*innen laut den Umfrageergebnissen positive Auswirkungen auf die Vereinsangebote. „Sind Beteiligungsmöglichkeiten vorhanden, so bieten Vereine häufiger sonstige Angebote der Jugendarbeit an. Der positive Zusammenhang lässt sich für alle Angebotsformen feststellen“, weiß Mehran Faraji.
Bessere Infrastruktur für mehr Teilhabe und Bewegung
Ein weiteres großes Problem ist die Infrastruktur. Besonders auf dem Land stellt der öffentliche Nahverkehr eine erhebliche Hürde dar. Jugendliche sind oft auf Fahrdienste der Eltern angewiesen. Mehr als 40 Prozent der Vereine geben an, dass die von Ihnen genutzten Sportanlagen nicht mit Angeboten des ÖPNV erreichbar sind. Kinder und Jugendliche müssen daher entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Training gelangen – oder sind auf die Eltern angewiesen. Auch wenn die Ergebnisse der Umfrage nicht repräsentativ sind, kann Mehran Faraji dabei ein deutliches Stadt-Land-Gefälle ausmachen: „Während beispielsweise in Trier nahezu alle Sportstätten mittels ÖPNV erreichbar sind, trifft dies z.B. im Westerwald nur auf rund jede zehnte Anlage zu.“ Die eingeschränkte Anbindung reduziert die Anzahl der Angebote, die durch Jugendliche selbstständig erreichbar sind.
Doch die Transportprobleme sind nicht das einzige infrastrukturelle Defizit: 35,9 % der Vereine beklagen zudem den schlechten Zustand oder den begrenzten Zugang zu Sportstätten.
Gemeinsam die Vereine stärken
Neben den schon genannten großen Herausforderungen haben die Vereine weitere Problemfelder ausgemacht. Im Rahmen der Umfrage wünschten sich einige Vereine eine stärkere Einbindung der Eltern sowie eine bessere finanzielle Förderung, insbesondere für Sportstätten und Trainervergütungen. Weitere Anliegen sind der Bürokratieabbau und eine stärkere Anerkennung für ehrenamtliches Engagement.
Die Ergebnisse der Umfrage machen deutlich: Die Gewinnung und langfristige Bindung von Jugendlichen an die Vereine erfordert gezieltere Sportangebote, eine verbesserte Infrastruktur und mehr qualifizierte Trainer*innen. Zudem braucht es eine stärkere Einbindung der Jugendlichen in Entscheidungsprozesse, um den Vereinssport attraktiver zu gestalten. „Wenn Politik, Verbände und Gemeinden gemeinsam mit den Vereinen an diesen Stellschrauben drehen, kann der Jugendsport nachhaltig gestärkt werden“, ist sich Mehran Faraji sicher.
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