Sportwissenschaftliches Forum: Der SBR in der Vorreiterrolle

So lernten die Teilnehmer*innen unter anderem die verschiedenen Arten der Hypertrophie, also des Muskelwachstums, und den Zusammenhang von Hypertrophie und Kraft kennen. Geisler konnte dabei auch mit dem ein oder anderen Mythos rund um das Thema aufräumen: „Die Vorgaben in den Lehrbüchern zu Belastungsintensität und Anzahl der Wiederholungen sind – wenn überhaupt – nur grobe Empfehlungen. Muskeln können mit jeder Art von Krafttraining ausgebildet werden, jedoch in unterschiedlichen Ausprägungen.“
Sarkopenie, der altersbedingte Verlust an Muskulatur und Muskelfunktion, wird bei einer immer älter werdenden Gesellschaft ein zunehmend größeres Problem. Senior*innen, bei denen Sarkopenie diagnostiziert wurde, haben ein deutlich höheres Sturzrisiko und damit einhergehend ein höheres Risiko für Frakturen als gesunde Individuen. Doch Geisler hatte auch gute Nachrichten: „Langfristiges Krafttraining kann den altersbedingten Muskel- und Kraftverlust minimieren.“ Auch auf die Frage, wie das Krafttraining für ältere Personen aussehen sollte, hatte der Sportwissenschaftler die passende Antwort. „Muskeltraining ist DAS Medikament gegen Muskelschwund und die damit einhergehende Pflegebedürftigkeit!“, fasste Geisler die Erkenntnisse prägnant zusammen.
Im Anschluss widmete sich Prof. Dr. Christoph Zinner dem Krafttraining für Frauen, insbesondere dem Thema „Menstruationszyklus, Leistungsfähigkeit und Anpassungen“. Zinner ersetzte dabei kurzfristig den erkrankten Dr. Eduard Isenmann als Referenten. „Die heutige Trainingswissenschaft basiert auf der männlichen Physiologie. Nur 4 bis 13 Prozent der Proband*innen in Studien sind weiblich“, nannte er gleich zu Beginn die fehlenden Daten als ein großes Problem in diesem Bereich, „bei der Quantität der Forschung zur weiblichen Leistungsentwicklung liegen wir 50 Jahre zurück.“
Dass es zum Training im Menstruationszyklus weiterer Forschung bedarf, zeigen nicht zuletzt aktuelle Umfragen, wonach beispielsweise 40 Prozent der 14- bis 16-jährigen sagen, dass ihre Periode sie davon abhält, an Sport und Training teilzunehmen. „Auch wenn die wenigen bisherigen Studien zur Kraftentwicklung bei Frauen im Durchschnitt keine eindeutigen Effekte des Menstruationszyklus zeigen, so zeigt der Blick hinter den Mittelwert jedoch, dass es durchaus Frauen mit relevanten Leistungsschwankungen gibt“, fasste Zinner die Ergebnisse zusammen. Dies zeigt, wie wichtig die individuelle Betrachtung und Kommunikation zwischen Trainer*innen und Athletinnen ist. Laut einer Studie haben jedoch 75% aller Athletinnen noch nie mit einem/-r Trainer*in über ihren Menstruationszyklus gesprochen.
„Einerseits ist es verständlich, dass dieses tabuisierte Thema – insbesondere zwischen männlichen Trainern und Athletinnen – viel Vertrauen braucht. Mit Blick auf die genannten Zahlen wird somit umso deutlicher, wie wichtig es ist, hier Aufklärungsarbeit bei diesem Thema zu leisten. Dies haben wir heute gemacht und wieder einmal gezeigt, dass wir beim SBR mit Themen vorweggehen wollen“, sagte Matthias Poeppel, der Leiter der Abteilung Bildung Sportpraxis, Breitensport des SBR am Ende der Veranstaltung. Die Teilnehmer*innen des kurzweiligen Sportwissenschaftlichen Forums konnten so mit viel Wissens-Input und neuen Ideen für den Vereinssport den Heimweg antreten.
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