Artikel merken

Mitgliederstatistik: Corona-Delle ausgeglichen, aber noch keine Trendumkehr

14.396 Mitglieder hat der Sportbund Rheinland (SBR) im Laufe des Jahres 2022 dazugewonnen. Das ist das Ergebnis der aktuellen Bestandserhebung, die der SBR in jedem Jahr durchführt. Dabei meldeten die 2.981 Mitgliedsvereine insgesamt 602.943 Mitglieder. Im Vergleich zu den 588.547 Mitgliedern bei der Bestandserhebung 2022, ist das eine Steigerung von ca. 2,5 Prozent.

Im Gegensatz zu der Zahl der Mitglieder sinkt die Zahl der Mitgliedsvereine im SBR weiter.

„Die deutliche Steigerung der Mitgliedszahlen freut uns natürlich, aber wir müssen die Zahlen auch in Relation zur Vor-Corona-Zeit setzen“, relativiert SBR-Präsidentin Monika Sauer. In der Bestandserhebung 2020, der letzten vor Corona, zählte der SBR mit 615.716 noch über 2 Prozent mehr Mitglieder.

„Möglicherweise haben auch die beiden Kampagnen „Comeback der Bewegung“ und „Comeback der Gemeinschaft“ dazu beigetragen, die Corona-Delle auszugleichen. Den Trend der letzten 15 Jahre konnten wir aber noch nicht umkehren“, fasst Martin Weinitschke die Ergebnisse zusammen. „Der Landessportbund Rheinland-Pfalz wird nun die Daten der Sportbünde auswerten und analysieren, um daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und gemeinsam mit uns Handlungsempfehlungen zu entwickeln“, skizziert der SBR-Geschäftsführer.

Große Unterschiede in den Altersgruppen

Beim Blick auf die Mitgliederentwicklung in den einzelnen Altersgruppen fallen deutliche Unterschiede auf. In den Altersklassen von 0 bis 6 sowie von 7 bis 14 Jahren hatte der SBR große Verluste in den Corona-Jahren zu verzeichnen, die aber in diesem Jahr wieder ausgeglichen werden konnten. Dort liegen die Zahlen jetzt sogar über dem Vor-Corona-Niveau.

Anders stellt sich die Situation in den Altersgruppen von 15 bis 18 und von 19 bis 26 Jahren dar. Dort lagen die Verluste in der Corona-Zeit im Durchschnitt der letzten Vor-Corona-Jahre. Der leichte Rückgang setzt sich auch in 2023 fort.

In der Altersgruppe der 27- bis 40-jährigen war vor Corona ein leichter Anstieg festzustellen. Nach Corona-bedingten Verlusten ist dieser Trend dank deutlicher Rückgewinne wieder erkennbar. Die Mitgliedszahlen der Altersgruppe von 41 bis 60 sinkt seit einigen Jahren kontinuierlich. Auch in diesem Jahr muss hier auch wieder eine negative Tendenz festgestellt werden.

Sehr positiv sieht die Entwicklung bei der Generation 61+ aus. Dort waren selbst während der Corona-Pandemie leichte Gewinne zu verzeichnen, die 2023 noch einmal gesteigert werden konnten. Hier sind sowohl das Ergebnis der demographischen Entwicklung als auch die Lebensentwürfe älterer Menschen zu erkennen. Viele Vereine haben hierdurch ein anderes Gesicht als vor 20 Jahren.

Gewinner und Verlierer bei den Fachverbänden

Auch bei den Fachverbänden sind große Unterschiede bei der Mitgliederentwicklung zu konstatieren. Die beiden mitgliederstärksten Verbände Fußballverband Rheinland (+2,2 Prozent) und Turnverband Mittelrhein (+3,6 Prozent) liegen in etwa im gesamten Trend. Zu den größten Gewinnern des Jahres gehört der Basketballverband Rheinland (+11,5 Prozent), bei dem sich damit ein mehrjähriger Trend fortsetzt, denn der Basketballverband gehörte zu den „Corona-Gewinnern“. Auch die Alpenvereine, der Radsport und Golf sind Sportarten, die sich über ihre diesjährigen Gewinne als Fortsetzung einer mehrjährig guten Entwicklung freuen dürfen. Die meisten Kampfsportarten können sich auch über einen deutlichen Zuwachs freuen. Hier handelt es sich aber meist nur um das Zurückgewinnen eines Teils der massiven Verluste der beiden letzten Jahre.

Wo es Gewinner gibt, gibt es meistens auch Verlierer. Sowohl der Behinderten- und Rehabilitationssport-Verband RLP als auch der LV für Prävention und Rehabilitation für Herz-Kreislauferkrankungen RLP mussten nach großen Mitgliedsverlusten in der Corona-Pandemie weiter sinkende Zahlen melden. Auch in der Leichtathletik und im Tischtennis ist die Entwicklung weiter rückläufig.

Alle Sportkreise im Plus

Beim Blick auf die Sportkreise fällt auf, dass die Zahlen in allen 16 Sportkreisen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind. Besonderheiten werden erst bei der Betrachtung der Zahlen vor der Corona-Pandemie deutlich. Von 2020 bis 2023 konnten mit den Sportkreisen Cochem-Zell, Eifelkreis Bitburg-Prüm und Trier-Stadt drei Kreise ihre Mitgliederzahl erhöhen, der Sportkreis Cochem-Zell sogar um fast 7 Prozent (von 18.723 auf 20.028). Alle anderen Sportkreise mussten in diesem Zeitraum Mitgliedsverluste hinnehmen. Prozentual am stärksten betroffen sind die Kreise Birkenfeld (6,7 Prozent), Altenkirchen und Bernkastel-Wittlich (jeweils 4 Prozent).

„Dieses heterogene Bild aus den Kreisen werden wir uns noch einmal genauer ansehen müssen, um unsere Schlüsse daraus zu ziehen“, konstatiert Martin Weinitschke. Im Ergebnis sind z.B. im Sportkreis Rhein-Hunsrück mit 38,52 Prozent oder in Koblenz mit 37,76 Prozent weit über ein Drittel der Menschen Mitglied in einem Sportverein, während z.B. in Neuwied gerade einmal 22,87 Prozent den Weg in den Sportverein gefunden haben.

Mit Blick auf die kommenden Jahre steht die spannende Frage im Raum, ob es den Sportvereinen und -verbänden gelingt, die Corona-Delle in Gänze auszugleichen und damit eine Trendumkehr in der Mitgliederentwicklung zu erzielen.

Zurück