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Familiäre Professionalität als Erfolgsrezept

Im beschaulichen Bad Kreuznach, malerisch an der Nahe gelegen, schlummert eine Talentschmiede des Kanu-Sports: der Kanu-Sport-Verein (KSV) Bad Kreuznach.
Walter Senft beim Training mit Paulina Pirro
Foto: SBR

Hier werden seit Jahren Weltklasse-Athlet*innen hervorgebracht, die regelmäßig auf internationalen Podien glänzen. Wer erinnert sich nicht an Ricarda Funks spektakulären Olympiasieg im Einer-Kajak bei den Spielen 2021 in Tokio? Auch in Paris zählt sie wieder zu den Favoritinnen. Und mit Junioren-Weltmeisterin Paulina Pirro klopft bereits das nächste große Talent des Vereins an der Weltspitze an.

Was macht den KSV Bad Kreuznach zu einem so fruchtbaren Boden für Spitzenathlet*innen? KSV-Sportwart Walter Senft weiß, dass dies nur mit einem klaren Konzept möglich ist: „Wir sind trainermäßig so aufgestellt, dass wir ein kontinuierliches Training anbieten können.“ Bis auf einen hauptamtlichen Trainer am Stützpunkt sind dabei alle Trainer*innen ehrenamtlich aktiv. Diese Struktur ermögliche laut Senft eine individuelle Betreuung der Sportler*innen und schaffe professionelle Trainingsbedingungen.

Ein Spaziergang an der Nahe durch das Salinental bietet einen faszinierenden Einblick: Kraftvoll und elegant manövrieren die Kanut*innen durch Kehrwasser und Walzen. Seit dem Ausbau der Trainingsstrecke im Jahr 2004 können die Athlet*innen ganzjährig auf der Nahe trainieren. Diese Trainingsbedingungen sind einmalig in Rheinland-Pfalz. Um an die Weltspitze zu gelangen, ist das aber nicht ausreichend. „Man kann sich das vorstellen wie eine Pyramide“, veranschaulicht Walter Senft, „Wir können hier beim KSV Bad Kreuznach dafür sorgen, dass die Sportler*innen zu mehr als zwei Dritteln oben ankommen.“

Als weiteren Schlüssel zum Erfolg nennt Senft das frühe Training auf Wildwasser und internationalen Strecken. So stehen für die jungen Kanut*innen regelmäßige Reisen auf dem Programm, um sich den Herausforderungen internationaler Wettbewerbe zu stellen. In Deutschland entsprechen z.B. lediglich die Strecken in den Bundesstützpunkten Augsburg und Markkleeberg den internationalen Anforderungen. „Ab einem gewissen Punkt gehen die Sportler*innen oft den Schritt in einen der Bundesstützpunkte, um sich dort nochmal weiterentwickeln zu können“, so Senft, der seit über 50 Jahren seine Erfahrungen als Trainer einbringt.

Trotz aller Professionalität darf der Spaß nicht zu kurz kommen. „Nur wer Spaß hat, kann Höchstleistungen erbringen“, betont Senft. Beim KSV Bad Kreuznach wird daher großer Wert auf eine familiäre Atmosphäre gelegt. Besonders deutlich wird dies bei den Lagern, die der Verein mehrmals im Jahr organisiert. „Wir legen Wert darauf, dass die Freizeit der Kinder und Jugendlichen sinnvoll genutzt wird und die Kommunikation im Vordergrund steht – möglichst ohne Handys“, nennt der Sportwart ein weiteres Erfolgsrezept.   

Auch die Zusammenarbeit mit der Politik und dem organisierten Sport trägt beim KSV zum Erfolg bei. Erst im letzten Jahr wurde die neue Flachwasserstrecke eröffnet. Damit werden die Trainingsmöglichkeiten für Grundlagen im Flachwasser und Kondition noch einmal erweitert. Auch durften in diesem Jahr bei Veranstaltungen des KSV erstmals auch Wohnmobile und Wohnwagen in den Bereich der Strecke fahren. „Für die Zukunft wünschen wir uns, dass diese Kommunikation und die Zusammenarbeit mit Stadt und mit Land so weitergeht. Aber natürlich haben wir immer wieder Optimierungsvorschläge und Wünsche“, berichtet Walter Senft. Eine Aufstiegshilfe an der Schleuse oder ein fest installiertes Stromkabel für die Lichtschranken sind konkrete Vorschläge.

Senfts abschließender Rat an andere Sportvereine, die ihre Talente fördern möchten, ist klar: „Man braucht die Zeit für individuelle Förderung. Das geht nur, wenn professionell gearbeitet wird und das Zusammenspiel von Trainer und Athlet passt.“ Der KSV Bad Kreuznach zeigt eindrucksvoll, wie aus dieser Kombination Weltklasse-Athleten hervorgehen.

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