Ehrenamt im Wandel: Studie beleuchtet Herausforderungen für Sportvereine

Im Sommer haben 3.682 ehrenamtlich engagierte Personen aus Sportvereinen in Rheinland-Pfalz an einer großangelegten Umfrage teilgenommen. Die Studie, ein gemeinsames Projekt der Sportbünde Rheinland, Pfalz und Rheinhessen sowie des RheinAhrCampus der Hochschule Koblenz, lieferte wertvolle Einblicke in die Herausforderungen und Potenziale des Ehrenamts. Rund 150 Teilnehmende waren bei der Präsentation der Ergebnisse im Rahmen des „Forum: Intensivpatient Ehrenamt?“ dabei, das von Ines Cukjati und Barbara Berg von der SBR Management-Akademie moderiert wurde. Prof. Dr. Lutz Thieme und Carina Post von der Hochschule Koblenz stellten die zentralen Ergebnisse vor.
„Baby-Boomer“ brechen weg
Sportvereine stehen laut Thieme vor einer kritischen Phase: Die demografischen Veränderungen durch das nahende Ausscheiden der Baby-Boomer-Generation aus den Vereinsvorständen gefährden die Kontinuität vieler Vereine. 72 % der Studienteilnehmer*innen sind Männer, mit einem Durchschnittsalter von 53 Jahren. Mit durchschnittlich 5,7 Stunden Vorstandsarbeit pro Woche – zusätzlich zu Beruf und Familie – ist die Belastung hoch.
Insgesamt sind die Befragten überwiegend zufrieden mit ihrem Ehrenamt. Dabei ist die Zufriedenheit mit der Situation innerhalb des Vereins deutlich höher als Zufriedenheit mit den Rahmenbedingungen. Bürokratischer Aufwand, fehlende Zeit und steigende Anforderungen machen vielen zu schaffen. „74 Prozent der Befragten berichten, dass die Anforderungen seit ihrem Amtsbeginn gestiegen sind“, erklärte Prof. Dr. Thieme. Auch Zeitmangel sei ein Faktor, der die Vorstandsarbeit erschwert und einer der Hauptgründe für das Beenden der ehrenamtlichen Tätigkeit.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass mehr als die Hälfte der Befragten mindestens ab und zu ans Aufhören denkt. Doch was motiviert die Befragten dennoch zu ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit? „Hier sind die Hauptmotive der Erhalt und die Weiterentwicklung des Vereins, also altruistische Motive“, so Thieme.
Noch viel Potential bei der Ansprache von Ehrenamtlichen
Die gezielte Ansprache neuer potenzieller Ehrenamtlicher ist ein zentrales Handlungsfeld für Sportvereine, um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. Knapp die Hälfte der teilnehmenden aktuellen Ehrenamtlichen nimmt an, dass sie keine Nachfolge finden können. Fehlende Bereitschaft, sich langfristig an eine Aufgabe zu binden und keine Zeit werden hier als häufigste Begründungen genannt. Da ist es schon etwas verwunderlich, dass nur 56 Prozent der Vereine das Mittel der gezielten persönlichen Ansprache als Maßnahme der Ehrenamtswerbung nutzen.
Als größte Barriere für ein ehrenamtliches Engagement im Verein nennt Lutz Thieme fehlendes Wissen über den Verein: „Die Mitglieder erwarten klare Informationen zu Aufgaben und Bedarfen, bevor sie sich für ein Ehrenamt entscheiden.“
Runde Tische und Hauptamt: Beispiele aus der Vereinspraxis
Erfolgreiche Lösungsansätze präsentierten Jan Schmidt von den Sportfreunden Neustadt/Wied und Marco Schon vom SV Kyllburg. Der junge Vorstand der Sportfreunde Neustadt setzt sich aus drei Männern und drei Frauen aus verschiedenen Abteilungen des Vereins zusammen, die ihre Ämter während der Corona-Pandemie jeweils von langjährigen Ehrenamtlichen übernommen haben. In der Folge haben die Sportfreunde eine hauptamtliche Mitarbeiterin auf 538-Euro-Basis eingestellt. „Das entlastet den Vorstand enorm und nimmt potenziellen Ehrenamtlichen die Angst vor dem Posten, da sie nicht auf sich allein gestellt sind“, so Jan Schmidt.
In Kyllburg setzt man zukünftig auf das Ressortprinzip im Vorstand, um die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen. Dass das nicht für alle einfach ist, weiß auch Marco Schon: „Manchmal müssen Vorstandsmitglieder auch erst lernen loszulassen, um neue Ideen zuzulassen.“ Großen Anklang fand auch die Idee, die Vereinsmitglieder zu runden Tischen einzuladen, um dort für Vorstandsposten zu werben und die genauen Aufgaben vorzustellen. Beim SV Kyllburg fand das zumindest großen Anklang. „Rund 40 Interessierte kamen zur Veranstaltung und so bin ich auch zu meinem Amt gekommen“, erläutert Schon.
Sportbünde können unterstützen
Abschließend formulierte Prof. Dr. Lutz Thieme aus den Ergebnissen der Studie konkrete Handlungsempfehlungen für Vereine zusammengefasst in den Kategorien gezielte Ansprache, Wertschätzung zeigen, Transparenz schaffen, Entlastung bieten und Flexibilität ermöglichen.
Die Sportvereine in Rheinland-Pfalz stehen mit diesen Herausforderungen jedoch nicht allein da. Die Sportbünde Rheinland, Pfalz und Rheinhessen bieten ein umfangreiches Beratungsangebot zu rechtlichen und strategischen Vereinsfragen. Ines Cukjati von der SBR Management-Akademie warb für die eigenen Angebote: „Kommen Sie gerne auf uns zu. Egal ob telefonische oder Online-Beratung, Netzwerkgruppen, Vorstandsklausur oder unser Aus- und Fortbildungsprogramm – wir helfen Ihnen gerne.“
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