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Die Zukunft der Übungsleiter: Eine gemeinsame Aufgabe für Vereine und Politik

Der Rolle der Übungsleiter*innen im organisierten Sport ist unbestritten von unschätzbarem Wert. Dennoch steht die Zukunft dieser wichtigen Aufgabe auf der Kippe, denn der Mangel an Übungsleiter*innen ist längst Realität.

Die Vergütung von Übungsleitern ist häufig weniger eine Frage hoher Gehälter, sondern eher eine Anerkennung ihrer investierten Zeit und Arbeit. Die Bezahlung ist nur ein Teil der Wertschätzung für die Leistung, die ein Übungsleiter für die Sportler im Verein und somit die Gesellschaft erbringt.

Auch wenn für viele Übungsleiter Wertschätzung wichtiger ist als das Geld, spielt die Höhe der Vergütung gerade bei der Nachwuchsgewinnung eine entscheidende Rolle. Wenn ein Verein nur 5 Euro pro Stunde zahlt, während andere (Neben-)Jobs den Mindestlohn bieten, entscheiden sich viele junge Erwachsene gegen die Übungsleitertätigkeit. Das ist verständlich, besonders da Übungsleiter oft mehr leisten als nur die Trainingsstunden. Diese zusätzliche Arbeit wird in vielen Vereinen gar nicht vergütet. Oft wird argumentiert, dass im Verein einfach nicht mehr Geld für die Vergütung vorhanden ist.

Doch hier müssen sich manche Vereine an die eigene Nase fassen. Oftmals ist es so, dass weder die Übungsleiter-Vergütung noch der Mitgliedsbeitrag in den letzten Jahren erhöht wurde. Beides ist in der Regel im Verein nicht hoch, allerdings sollte der Mitgliedsbeitrag so hoch sein, dass die Übungsleiter-Vergütung wertschätzend gestaltet werden kann. So funktioniert eine gesunde Vereinsgemeinschaft.

Die passenden Rahmenbedingungen sind allerdings Aufgabe der Politik.

Wenn wir über steuerlich-strukturelle Rahmenbedingungen sprechen, so hat Deutschland durchaus ein gutes Konstrukt für Vereine geschaffen. Das bedeutet aber nicht, dass die Förderung für den Breitensport, den Spitzensport oder die Sportinfrastruktur ideal ist, im Gegenteil: Die letzte Erhöhung der Übungsleiterpauschale gab es 2021. Seitdem ist der Verbraucherpreisindex (VPI) um rund 20% gestiegen. In der Arbeitswelt gab es Tariferhöhungen und Inflationsausgleichsprämien, um dem steigenden VPI zu begegnen. Entsprechende Entwicklungen muss es auch bei der Übungsleiterpauschale geben!

Doch die Übungsleiter-Problematik ist nicht die einzige, mit denen sich die ehrenamtlichen Vorstände der Sportvereine konfrontiert sehen: Es mangelt an Kapazitäten durch fehlende oder marode Sportstätten und bürokratische Prozesse erschweren oft den Blick auf das Wesentliche.

Im Rahmen des 75. Jubiläum des Sportbundes Rheinland haben wir oft vom „neuen Selbstbewusstsein des Sports“ gesprochen. Genau das ist hier gefordert. Wir müssen laut und mutig auftreten und klar kommunizieren: Wir brauchen bessere Rahmenbedingungen! Das Land Rheinland-Pfalz hat beim Bewegungsgipfel 2023 erklärt, es wolle „Bewegungsland Nummer Eins“ werden. Jetzt müssen diesen Worten auch Taten folgen! Die Politik, egal ob Bund, Land oder Kommune, muss ihrer Verantwortung gerecht werden und gemeinsam mit dem organisierten Sport Lösungen finden.

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