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„Bei uns steht die Beratung im Mittelpunkt“

Interview mit Alexander Ghabour, Geschäftsführer von Aquadrat
Beratungen und Schulungen sind für Alexander Ghabour beim Verkauf von Defibrillatoren enorm wichtig. Hier erläutert er Monika Sauer die Funktionsweise. Foto: Sportbund Rheinland

Alexander Ghabour ist ausgebildeter Rettungssanitäter und vertreibt als Geschäftsführer von Aquadrat Medizintechnik, unter anderem Defibrillatoren. Im Interview spricht er mit uns über seine neue Kooperation mit dem Sportbund Rheinland und den plötzlichen Herztod im Sport.

Herr Ghabour, Sie haben gerade den Kooperationsvertrag mit dem Sportbund Rheinland (SBR) unterzeichnet. Warum ist diese Zusammenarbeit für Sie sinnvoll?

Für Aquadrat ist diese Zusammenarbeit auf jeden Fall sinnvoll, vor allem, um Multiplikatoren zu gewinnen für eine ganz wichtige Sache. Wir wollen die Herzsicherheit erhöhen, sowohl in Sportstätten von Vereinen als auch in kommunalen Einrichtungen. Wir arbeiten bereits seit längerem erfolgreich mit dem Sportbund Pfalz zusammen. Dabei hat sich gezeigt, dass wir einen Mehrwert in der Bevölkerung schaffen konnten, was uns natürlich auch im Bereich des SBR ein Anliegen ist.

Was umfasst die Kooperation mit dem Sportbund? Und was hat ein Verein davon?

Mitgliedsvereine des SBR erhalten bei uns Sonderkonditionen, um ihnen einen günstigen Einstieg in das Thema Herzsicherheit zu ermöglichen. Das Portfolio umfasst dabei automatisierte externe Defibrillatoren (AEDs) und den Bereich Erste Hilfe. Dabei können die Vereine auch von unseren Erfahrungen profitieren, die wir im Bereich Sportstätten in den letzten Jahren gesammelt haben. Für uns steht aber nicht der reine Verkauf im Vordergrund, sondern die ausführliche Beratung, um wirklich eine individuell passende Lösung für jeden Verein zu finden. Dabei ist es wichtig zu ermitteln, wie der Bedarf des Vereins ist und wie der Zugang zu dem Gerät gewährleistet werden kann. Wir nehmen uns auch die Zeit, um den Umgang mit den Geräten vor Ort, für den Verein kostenneutral, zu schulen. Damit haben wir in unseren bisherigen Kooperationen und mit unseren Partnern sehr gute Erfahrungen gemacht.

Warum ist es für einen Sportverein ratsam, sich einen Defibrillator anschaffen?

Der plötzliche Herztod ist leider immer wieder ein Thema. Es gibt jährlich 65.000 plötzliche Herztode in Deutschland, wovon einige sicherlich durch den zeitnahen Einsatz eines Defibrillators vermeidbar gewesen wären. Auch in Sportvereinen könnte es zu solchen Situationen kommen. Es gibt auch Beobachtungen, die betrachten, wie viele Vorkommnisse dieser Art es im Sport gibt. Hier hilft ein AED ungemein, um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes mit hilfreichen Reanimationsmaßnahmen überbrücken zu können. Diese Herzsicherheit auf Sportstätten zu leisten, ist uns ein wichtiges Anliegen.

Sie haben gerade schon angedeutet, dass es Untersuchungen zum plötzlichen Herztod im Sport gibt. Gibt es zu diesem Thema verlässliche Zahlen?

Die Deutsche Herzstiftung, die fantastisch in der Forschung zu diesem Thema ist, hat hier etwas etabliert und öffentlich zugänglich gemacht. Unter 100.000 Sporttreibenden passieren jährlich zwischen 0,7 und 3 Ereignisse im Bereich plötzlicher Herztod. In 96 Prozent dieser Fälle sind Männer betroffen.

Für Übungsleiter*innen oder Mitspieler*innen bedeutet ein solches Ereignis eine große psychische Belastung. Wie können Sie den Personen die Angst davor nehmen, im Ernstfall jemanden Wiederbeleben zu müssen? Können Schulungen da helfen?

Der Besuch von Erste-Hilfe-Kursen in regelmäßigen Abständen ist sehr ratsam, denn dort wird auch der Umgang mit dem AED geschult. Auch unsere Schulung, die wir bei Sportvereinen bisher immer durchgeführt haben, geht über das reine Gerätetraining hinaus. Dieses kleine Notfalltraining wurde immer sehr gut angenommen. So können wir sowohl die Berührungsängste gegenüber dem Gerät nehmen als auch die Vorteile und die Sicherheit des Geräts darstellen. Diese Themen schulen wir sehr umfassend und über das normale Maß hinaus. Für Sportverein bieten wir diese Schulung völlig kostenneutral an, um die Vorbehalte zu nehmen und damit das Gerät im Ernstfall auch eingesetzt werden kann.

Können Sie kurz erläutern, was genau im Ernstfall zu tun ist?

Das Gerät sollte immer hinzu genommen werden, wenn jemand kollabiert ist. Falls möglich immer mehrere Personen zur Hilfe hinzunehmen. Wenn keine Atmung vorhanden ist, sollte sofort und ohne weitere Verzögerung mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnen werden, auch schon in dem Zeitraum, bis der Defibrillator geholt wird. Danach führt das Gerät mit klaren Sprachanweisungen und detailliert durch die einzelnen Schritte der Reanimation. So ist beispielsweise ein Metronom eingebaut, der die richtige Frequenz der Herzdruckmassage vorgibt. Ein ganz wichtiger Faktor ist natürlich auch die Alarmierung des Rettungsdienstes unter der 112. Die Reanimation sollte weitergeführt werden, bis der Rettungsdienst anweist die Herzdruckmassage einzustellen, damit sie selbst übernehmen können.

Können prominente Fälle wie der von Christian Eriksen bei der EM 2021 dabei helfen, ein höheres Bewusstsein der Bevölkerung zum Thema plötzlicher Herzstillstand bei Sportlern zu erreichen?

Wir kennen die prominenten Fälle natürlich, aber nutzen diese Fälle nie als Marketing-Instrument. Das finde ich nicht ethisch. Kurzfristig ist dann ein höheres Bewusstsein da, ähnlich vielleicht wie bei Mitgliedsanmeldungen bei Fußballvereinen nach einer WM. Das schläft aber auch schnell wieder ein. Diese Beispiele zeigen allerdings etwas anderes: Auch 24 Stunden vor Eintritt ist ein defibrillationswürdiges Herzrhythmusgeschehen nicht vorhersehbar. Es gibt natürlich Faktoren, die das Risiko erhöhen, wie zum Beispiel eine erbliche Vorbelastung oder Begleiterkrankungen, aber es ist nicht klar, wann so etwas passiert.

Sie haben gerade gesagt, dass es Faktoren gibt, die das Risiko eines plötzlichen Herztods beim Sport erhöhen. Gibt es auch Möglichkeiten für Sportler, das Risiko zu verringern?

Von vielen Fachschaften wird hier empfohlen eine kardiale Voruntersuchung durchführen zu lassen, um zu schauen, ob Frühindikatoren vorliegen, die ein solches Ereignis begünstigen könnten. Im Profisport sind solche kardiologischen Checks bereits üblich. Eine 100-prozentige Sicherheit wird es allerdings nie geben.

Das Interview führte Dominik Stuntz.

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