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Wie viel E-Sport verträgt der Sport?

In einem Positionspapier sprechen sich die Sportbünde im Land dagegen aus, dass E-Sport in seiner jetzigen Ausrichtung die Gemeinnützigkeit anerkannt und in die Reihen des organisierten Sports aufgenommen wird. Das Positionspapier wurde vom Sportbund Rheinland erarbeitet. Wir sprachen darüber mit SBR-Geschäftsführer Martin Weinitschke.
Foto: LSB RLP/iStock/dima_sidelnikov

Wie kam es zu dem Positionspapier?

Der Sportbund Rheinland hatte im Rahmen seines Jahresmottos „Mehr Verein im Sport“ eine Veranstaltung durchgeführt, in der ein Vertreter des eSport-Bund Deutschland die Ausrichtung und Ziele seiner Organisation vorstellte. Diese Veranstaltung stieß auf großes Interesse, warf gleichzeitig aber viele Fragen auch seitens der Teilnehmenden auf. Es wurde deutlich, dass es vor einer weiteren Beschäftigung mit der Thematik einer klaren Positionierung von unserer Seite aus bedarf. Diese Positionierung haben wir auf der Geschäftsstelle erarbeitet und anschließend mit dem Präsidium abgestimmt. Es freut mich, dass der LSB unsere Ausarbeitung ebenfalls mitträgt.

Wie wird der Sportbund Rheinland künftig mit dem Thema umgehen?

Wir werden unsere Positionierung zur Grundlage weiterer Veranstaltungen und Beratungen für Vereine und Verbände machen. Zudem werden wir als Lobbyisten unserer Vereine und Verbände diese Positionierung sportpolitisch verwenden.


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Welchen Rat geben Sie den Vereinen, die E-Sport-Angebote etablieren wollen?

Vereine, die das wirklich wollen, sollten sich unsere Bewertung in dem Positionspapier anschauen. Kurz gesagt kann der Bereich des E-Sports, der unser Verständnis von Sport vermittelt und sich dabei virtueller und digitaler Elemente bedient durchaus für Vereine von Nutzen sein. Hier wäre zum Beispiel das Radfahren auf einem Ergometer in einer virtuellen Umgebungen oder Tischtennis im virtuellen Raum zu nennen. Ein anderer Bereich ist der der sportbezogenen Computerspiele, wie zum Beispiel „FIFA“. Dieser kann und sollte im Sinne einer Ergänzung des Sportangebots durch außersportliche Aktivitäten genutzt werden. Hierfür dürfen nicht die Mittel des Vereins aus dem ideellen Bereich und dem Zweckbetrieb verwendet werden, sondern nur Mittel aus dem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb. Etwas anderes werden die meisten Vereine auch gar nicht anstreben.

Welche Computerspiele sind denn für eine unsere Sportorganisation nicht tragbar?

Das sind alle Spiele, die mit Sport eine nicht nennenswerte oder gar keine Schnittstelle haben und teils auch bedenklich Inhalte und Werte transportieren. Dazu zählen wir alle virtuellen Management-, Strategie- und Rollenspiele sowie virtuelle Kartenspiele und sogenannte Shooter-Spiele. Hier vertritt der SBR den Grundsatz: Was nicht real Sport ist, kann dies auch virtuell nicht sein.

Einige Fachverbände haben mit E Sport-Angeboten schon auch positive Erfahrungen gemacht. Was sagen Sie denen?

Bei Fachverbänden ist das etwas anders als bei Vereinen. Für sie ist es sicher wichtig, die diesbezüglichen Entwicklungen in der eigenen Sportart zu kennen. Viele Verbände sind da gut unterwegs. So glaube ich zum Beispiel nicht, dass wir unserem Fußballverband etwas zum Thema „FIFA“ sagen müssen. Der Fußballverband Rheinland ist da schon relativ tief in die Materie eingedrungen. ich bin mir auch sicher, dass sich die Fachverbände unserer Argumentation zu einer differenzierten Sichtweise des E-Sports anschließen.

Das Gespräch führte Wolfang Höfer

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