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Förderbedingungen müssen verbessert werden

Monika Sauer und Susanne Weber im Interview zur Situation der Sportvereine in den Flutgebieten: Bald jährt sich die Flutnacht vom 14. auf den 15. Juli des vergangenen Jahres, die unsägliches Leid über die Menschen an der Ahr und in der Eifel gebracht hatte. Dieses schreckliche Ereignis hat auch den Alltag auf der Geschäftsstelle des Sportbundes Rheinland (SBR) verändert. Inmitten der Pandemie stand plötzlich die Naturkatastrophe und deren Folgen für den organisierten Sport im Fokus. 90 Sportvereine aus acht Sportkreises standen und stehen vielfach noch heute vor den Trümmern ihrer Sportanlagen und Gebäuden. Kurz vor dem Jahrestag des Ereignisses unterhielten wir uns mit SBR-Präsidentin Monika Sauer und der stellvertretenden Geschäftsführerin Susanne Weber über die derzeitige Situation an der Ahr und in der Eifel.

Wie bewerten Sie den Stand des Wiederaufbaus bei der Sportinfrastruktur?

Sauer: Vieles schreitet nicht so schnell voran, wie wir uns dies im Sport gewünscht haben. Ich hatte unmittelbar nach der Flut gefordert, dass der Sport nicht hintenangestellt werden darf. Doch teilweise sind wir noch auf dem gleichen Stand wie wenige Wochen nach der Flut. Hier braucht es mehr Tempo: Beschlüsse müssen getroffen und Anträge endlich auf den Weg gebracht werden. Die Vereine brauchen konkrete Perspektiven. Auf der anderen Seite gibt es auch positive Beispiele, wo Sportanlagen bereits wieder stehen. Dies ist vielfach auch der Eigeninitiative der Vereine zu verdanken, was ich an dieser Stelle ausdrücklich hervorheben möchte.

Warum kommt der Wiederaufbau teilweise nicht in Schwung?

Weber: Jedes Projekt ist einzigartig und dies bringt ganz unterschiedliche Fragestellungen mit sich. Als große Hürden haben sich das Baurecht, die Förderung durch den Wiederaufbaufonds und die Kommunikation herauskristallisiert.

Woran hakt es denn konkret?

Weber: Baurechtliche Fragestellungen bedürfen bestimmter Verfahren.  Diese müssen durch die Kommunen angestoßen werden. Hier fehlt es teilweise noch an Beschlüssen. Selbst wenn diese dann getroffen sind, dauern die Verfahren zwölf bis 24 Monate. Hier bemängeln die Vereine Transparenz, in welchem Stadium die Verfahren sind und wann die nächsten Schritte erfolgen. Verbesserungspotential in der Kommunikation ist somit vorhanden. Ein anderes großes Problem ist, dass die Förderrichtlinien viele Aspekte des Sports nicht abdecken. Dies führt zu Rückfragen und Einzelfallentscheidungen. All dies verzögert Prozesse. Zudem scheuen Vereine und Kommunen Anträge zu stellen, ohne vorher Klarheit zu haben. Ein Problem ist zum Beispiel die Verbindung von Wiederaufbau und Modernisierungen, die förderrechtlich bisher verneint wird.

Bedeutet dies, dass Modernisierungen nur mit Eigenmitteln möglich sind?

Sauer: Die Landesregierung hat einen zukunftsorientierten und nachhaltigen Wiederaufbau nach der Flut versprochen. Wir werden uns daher dafür einsetzen, dass auch im Zuge des Wiederaufbaus eine Kombination mit Sportfördermitteln möglich ist. Auch dafür müssen Vereine Eigenmittel aufbringen. Eine zweiteilige Vorgehensweise erhöht unnötig die Kosten.

Wie ist die Förderlage für stark beanspruchte Plätze in den Nachbargemeinden?

Weber: Diese Problematik ist in den Richtlinien zum Wiederaufbau nicht berücksichtigt. Aus unserer Sicht braucht es ein Sonderprogramm für die Sanierung von Sportanlagen in Gemeinden, die betroffenen Vereinen kostenfrei ihre Anlagen zur Verfügung stellen. Solidarische Gemeinden dürfen nicht zu den Verlierern des Wiederaufbaus werden. Dies wäre ein verheerendes Signal und würde die Hilfsbereitschaft bei künftigen Notlagen sicher erheblich schmälern.

Was sind wichtige Meilensteine für die nächsten Monate?

Sauer: Wichtig ist, dass wir die Kommunikation in den Projekten vor Ort verbessern. Transparente Prozesse sowie die Berücksichtigung aller Bedarfe der Vereine sind wichtig, um Akzeptanz für die Maßnahmen zu erzielen.

Weber: Zudem sollten alle Vereine Anträge an den Wiederaufbaufonds stellen. Alle Vereine, die zum Beispiel Schäden an Materialien oder Gebäuden erlitten haben, haben Anspruch auf Fördermittel. Der Sportbund unterstützt bei der Antragsstellung.

Sauer: Wir werden uns weiter mit aller Entschiedenheit für die Interessen der Vereine an den betreffenden Stellen einsetzen. Politisch gilt es, eine Verbesserung der Förderbedingungen sowie eine Beschleunigung der Förderentscheidungen zu erreichen.

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