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Baurecht, Förderung und Kommunikation: Es gibt noch viele „Baustellen“ zu beackern

Bilanz des Sports elf Monate nach der verheerenden Flut im Ahrtal und in der Eifel / SBR-Präsidentin Monika Sauer: Vieles schreitet nur langsam voran
Auf der neuen Sportanlage in Bad Bodendorf rollt nach zehn Monaten wieder der Ball – eine der wenigen Ausnahmen im Ahrtal. Foto: privat

Bald jährt sich die Flutnacht vom 14. auf den 15. Juli 2021, die mit ihrem zerstörerischen Ausmaß über die Menschen an der Ahr und in der nördlichen Eifel in nur wenigen Stunden unsägliches Leid brachte. Im Vorfeld des Jahrestages sind Medien auf der Suche nach Geschichten, die exemplarisch für den Wiederaufbau stehen. Geschichten von Erfolg und Niederlagen, Geschichten von Frust und immer noch andauerndem Schmerz. Man muss schon genau hinschauen, um Fortschritte und Lichtblicke zu erkennen, die den Bewohnern der geschundenen Regionen eine Perspektive geben können. Für die von der Flut betroffenen Sportvereine ist die stellvertretende SBR-Geschäftsführerin Susanne Weber ständige Ansprechpartnerin. Sie hilft beim Ausfüllten von Anträgen, besorgt Informationen, ermöglicht Kontakte, führt Vereinsvertreter durch den Behördendschungel und verschafft sich Eindrücke vor Ort. Ihre Bilanz elf Monate nach der Flut beginnt mit einer Erfolgsgeschichte im Ahrtal - beim Sportclub Bad Bodendorf:

 „Wir hatten vor der Flut bereits mit der Sanierung des Platzes begonnen“, erzählt Lutz Baumann, Vorsitzender des Vereins. „Das war unser Glück, denn so waren Baugenehmigung und Finanzierung schon geklärt“, ergänzt er. Nach der Flut hatten die Vereinsverantwortlichen mit der Stadt Sinzig schnell die Wiederaufnahme der Bauarbeiten ausgehandelt. Die Umsetzung der Maßnahmen koordinierte der Verein selbst und so rollte nach zehn Monaten bereits wieder der Ball. Davon profitieren nicht nur die Spieler des Sportclubs, sondern auch die benachbarte Grundschule und der SC Rhein-Ahr-Sinzig, die die Anlage ebenfalls nutzen.

Wiederaufbau in Eigenregie

Auch in der Eifel und an der Mosel sind erste Sportanlagen mittlerweile wieder hergestellt. So hat Woodstyle den zerstörten Bikepark in Birresborn ebenfalls in Eigenregie wieder errichtet. „Wir haben als Eltern selbst Hand angelegt“, erläutert der Vorsitzende Guido Clemens. Der Verein hat die Kosten dafür komplett vorgelegt und hofft, dass die Ausgaben aus dem Wiederaufbaufonds gedeckt werden. Der Antrag wurde mit Unterstützung des SBR eingereicht.

Einen Antrag auf Unterstützung aus dem Wiederaufbaufonds hat auch der TC Grafschaft gestellt. Der Verein war zwar nicht direkt durch die Flut betroffen, aber die Tennisanlage war Standort für ein Helferzelt. Die Tennisanlage wurde durch das schwere Hilfsgerät erheblich beschädigt. Der Verein hat gute Chancen, die Schäden erstattet zu bekommen. Dennoch ist der Vorsitzende Jürgen Kaster verärgert. Grund ist, dass der Verein die Instandsetzung laut Innenministerium nicht mit der bereits beantragten Umwandlung von Sportplätzen verbinden darf. „Eine Trennung der Maßnahmen führt zu deutlich höheren Gesamtkosten, als wenn man beides gleichzeitig angeht“, führt Kaster an. Was logisch klingt, sehen die Förderrichtlinien nicht vor.

Förderfragen ausgeräumt

Ähnliches erlebte auch bereits die SG Ahrtal, die aus drei Sportplätzen einen gemeinsamen Kunstrasenplatz machen möchte. Auch hier galt es, in den vergangenen Monaten politisch für die Realisierung des Projektes zu kämpfen. Inzwischen sind die Förderfragen ausgeräumt, von einem Spielbetrieb wie in Bad Bodendorf ist man dennoch weit entfernt. Die Verbandsgemeinde hat gerade ein Planungsbüro beauftragt. Damit ist man immerhin schon weiter als in Antweiler oder Altenahr, wo noch die nötigen Flächen für einen Wiederaufbau gesucht werden. In Hönningen gibt es die Flächen, dort fehlen aber die baurechtlichen Grundlagen. Diese müssen nun erst einmal geschaffen werden. Egal ob Flächensuche, Bebauungsplan oder Baugenehmigung, die Sportler werden vielfach einen langen Atem brauchen.

Dringender Handlungsbedarf

Gänzlich leer ausgehen werden wohl die Gemeinden, die Vereine aus den betroffenen Gebieten aufgenommen haben. Eine dieser Gemeinden ist Kalenborn. Auf dem dortigen Aschenplatz spielen aktuell mehrere Vereine. Ortsbürgermeisterin Annette Winnen sieht dringenden Handlungsbedarf, damit der Platz diese erhöhte Belastung überhaupt verkraftet. Auf Gelder aus dem Wiederaufbaufonds darf sie dabei nicht hoffen. Dennoch betont sie: „Wir werden den betroffenen Vereinen auch weiterhin die Trainingsmöglichkeit zur Verfügung stellen.“ Eine Solidarität, die auch ein Jahr nach der Flut noch dringend benötigt wird.

 „Vieles schreitet nicht so schnell voran, wie wir uns dies im Sport gewünscht haben“, resümiert SBR-Präsidentin Monika Sauer. Gemeinsam mit dem Institut für Sportstättenentwicklung Trier und der Hochschule Koblenz berät der SBR bereits seit einigen Monaten in fachlichen Fragen. Auch elf Monate nach der Flut gibt es hier sprichwörtlich noch einige Baustellen.

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